Nicht nur für weniger Stress solltest du dich fragen: Was mach ich mit und was mach ich nicht mit?
Für viele Menschen ist die Ausrichtung ihres Privat- und Arbeitslebens sonnenklar: Mehr. Größer. Schneller. Weiter. Teurer.
In einer Personalberatung in der ich - im Nachhinein betrachtet zu lange - in den 2010ern arbeitete war das Motto: Weil mehr mehr ist!
Wahnsinnig geistreich.
Menschen, die von irgendetwas richtig viel haben (außer vielleicht von Nasenhaaren) werden gefeiert.
Die Ausrichtung ist klar: Wachstum. Global. Persönlich. Wachstum.
Viele Menschen macht diese Wirtschaftsweise krank und dennoch können sie sich dem Hustle nur schwer entziehen.
Der hochgepitchte kapitalisierte Weltfußball, in dem immer höhere Gehälter und Ablösesummen gezahlt werden, zeigt diese Entwicklung wie ein Brennglas.
Wenn wir an Menschen wie Robert Enke oder Sebastian Deisler denken, dann hält die Maschine kurz inne, um dann umso schneller zu rotieren.
Zarte Stimmen die mehr Minimalismus fordern oder sich für De-Growth einsetzen, werden zwar stetig mehr, aber das Gesundschrumpfen (außer vielleicht in der Körpermitte) ist nicht gerade positiv konnotiert.
Weniger Stress, weniger Geld, mehr Zufriedenheit
Als Personalberater*in trifft man selten auf Menschen, die bei der nächsten Stelle bereit sind weniger zu verdienen.
Es gibt für viele Menschen eben nur eine Entwicklungsrichtung. Die Frage, wie sich die Wachstumsökonomie auf den einzelnen Menschen auswirkt, stellen sich Menschen seit ziemlich genau hundert Jahren.
Umso hellhöriger wurden wir von OHRBEIT, als wir auf LinkedIn ein Posting von Jo Aschenbrenner sahen, indem sie diese Zustände des "Schneller, Höher, Weiter" kritisierte.
Mit dem Schwerpunkt "Mentale Gesundheit" berät Jo u.a. Frauen in der Wirtschaft in Umbruchphasen.
Sie sprach mit uns, wie "ein Weniger" im Kapitalismus möglich ist. Sie ist sich sicher: Das Außen wird sich nicht verändern. Als erwachsene Menschen müssen wir uns abgrenzen und positionieren. Was mach ich mit und was mach ich nicht mit? Das ist die Frage, die sich stellt.
Über Mut zur Haltung, Balance in einem fordernden System, Burn-Out Erfahrungen und den richtigen Umgang in einem Familiensystem mit Kindern und Vollzeitjob hat Alex mit Jo geredet.
In diesem Blogcast gibt es Einblicke in die Arbeit mit dem inneren Team und wer sich für die Arbeitsphilosophie von Alex interessiert, der maßgeblich hinter OHRBEIT steckt, findet hier einige insights und einen ganz konkreten Tipp für weniger Stress.
Wir finden das Thema mentale Gesundheit wichtig und wünschen euch allen, dass ihr gesund und munter eurer Arbeit nachgehen könnt!
Unser OHRBEIT-Wermutstropfen bei dem ganzen Thema:
Wenn das "Weniger" oder die Sorge um mentale Gesundheit nur Mittel zum Zweck sind, um die Logik des Mehr zu bedienen und selbst viel leisten zu können, dann merkt man gar nicht, dass man selbst Teil des Problems und nicht Teil der Lösung ist.
Meditation für bessere performance im Job. Private Balance für das Plus im Geschäft. Sport für die Erhöhung der körperlichen Belastbarkeit auf Geschäftsreisen.
Nicht die Lösung, sondern Teil des Problems
Das Außen wird sich nicht verändern, sagt Jo. Wir müssen das Innere dem Außen anpassen. Warum passen wir eigentlich nicht das Äußere dem Inneren an?
Weil wir selbst mit dem kapitalistischen System so verwoben sind, dass wir in unserer vermeintlichen Gegenposition gar nicht merken, dass wir ein stabilisierender Teil dessen sind was wir kritisieren?
Wo stehen wir persönlich, wenn es uns beim "Weniger" eigentlich darum geht beim "Mehr" gut mitmachen zu können?
Sascha Münnich, Wirtschaftssoziologe sagt:
"Der Kapitalismus hat die Fähigkeit entwickelt, Kritik waren- und marktförmig zu beantworten, zu umarmen und für die Erschließung neuer Akkumulationsformen nutzbar zu machen"
Danke Jo, für das aufschlussreiche Gespräch.
Viel Freude beim Hustln oder Nicht-Hustln, ob im Hamsterrad oder am Futternapf - wir wünschen euch vor allem die beste (mentale) Gesundheit.
Euer Team OHRBEIT.