In unserer Serie zu Wirtschaft und Moral befassen wir uns mit der grundlegenden Fragestellung, ob es sich in unserem globalisierten Wirtschaftssystem überhaupt moralisch agieren lässt.
Heute: Alles ist erlaubt, wenn du dich an die Regeln hältst! Oder auch: Gewinne maximieren für Fortgeschrittene.
Im Bereich Personalberatung und Recruiting stehen wir mit vielen HR-Abteilungen von großen und kleinen Unternehmen direkt in Kontakt.
Die Werte von Unternehmen werden auf Karriereseiten gerne aufgezeigt...die Schlagworte sind uns allen geläufig, dir sicher auch…
Bitte setzen Sie hier [ ] Ihre Werte ein
Nachhaltigkeit ist ein Schlagwort oder Diversity ebenso Work-Life-Balance, Gleichberechtigung, Verantwortung, Solidarität, Aufrichtigkeit, usw….
Hier ein tolles Beispiel einer Firma, die uns in der Vergangenheit allen gezeigt hat, wo der Core-Value-Barthel den Most holt. Also Most im Sinne von most, englisch, am meisten, im Sinne von am meisten Profit.
Für den Erfolg tut man halt Dies und das. Sorry, der musste sein.
Solche selbst auferlegten Code of Conducts wollen gelebt werden. Das klappt mal besser und mal schlechter.
Aber jetzt mal abgesehen von diesen Core Values, die gerne an die Tür gepinselt werden: Ist moralisches Handeln, wenn es im eisenharten Wettbewerb um Gewinne, Gewinne, Gewinne geht überhaupt angebracht?
Sind wir in der Wirtschaft nicht immer noch im guten alten Survival-of-the-fittest-Modus?
Wer würde bei seinen Kund:innen die Frage ansprechen: Stehen Ethik und Wirtschaft nicht in einem grundsätzlichen Widerspruch zueinander?
Wirtschaft und Moral ein Widerspruch?
Jetzt die Gute Nachricht für alle Hustler und Hustlerians: Nein, Moral und Wirtschaft stehen nicht in Widerspruch!
Zumindest sagt das ein schlauer (Ho-)Mann, der sich in seiner ökonomischen Wirtschaftsethik jahrelang mit dieser Frage auseinandergesetzt hat und zum Schluss kam: Maximales Wachstum und ethisches Handeln: its a fit!
Ist es dann vielleicht sogar ethisch angemessen als Unternehmen nach dem größtmöglichen Gewinn zu streben? Hell yeah – es ist sogar deine Pflicht für das Wohle aller!
Mmmmh, das klingt gut, denn dann sind wir ja schonmal moralisch aus dem Schneider, wenn wir nur auf unseren Vorteil schauen – klingt komisch, aber genau so sieht es aus!
Homann legt in seinem Ansatz das Menschenbild Homo Oeconomicus (=Mensch als knallhart rationaler Eigennutzenmaximierer) zugrunde. Der Mensch als Wirtschaftswesen kann also gar nicht anders als raffen zum eigenen Vorteil, es ist sein Wesen.
Selbst wenn der Mensch Kooperationen eingeht, dann nur aus dem Grund, um langfristig seinen individuellen persönlichen Vorteil zu sichern. Ok dann ist der Mensch als moralisch handelndes Wirtschaftswesen schonmal raus, aber wo ist sie denn dann die Moral in der Wirtschaft?
Homanns bitch move
Jetzt kommt Homanns bitch move:
Moral findet ausschließlich auf der Regelebene statt, während der freie Wettbewerb die Handlungsebene darstellt.
Einfach gesagt: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Wirtschaften müssen ethischen Kriterien genügen (keine Zwangsarbeit, sonst gibt’s hinter die Löffel) und auf der Handlungsebene des Wirtschaftens muss sich an diese gehalten werden.
Schiri, schau her
Es ist wie im Fußball: Wettkampf findet auf dem Feld statt, für den fairen Rahmen sorgt der Schiedsrichter. Klingt eigentlich logisch und wenn sich jeder an die Spielregeln hält, kann er sich dann auf dem Rasen so richtig austoben. Wer nicht fair spielt, der kriegt halt ne rote Karte.
Doof nur, wenn es in einer globalisierten Welt wenig wirklich verpflichtende weltweite Regeln gibt und sich Unternehmen auch an „soft laws“, also selbst gegebene Regeln halten müssten, um moralisch zu agieren.
Nehmen wir das Beispiel: Zwangsarbeit.
Moralisch eher fraglich, Menschenrechte und so… Würde, Freiheit und all das Zeug…
Zwangsarbeit ist unmoralisch.
Zwangsarbeit ist in Deutschland natürlich nicht so gern gesehen, da denken wir ja auch an düstere Kapitel unserer rühmlichen Geschichte. Aber ist das woanders von den Spielregeln her machbar? Klar in China geht das und da wir ja im brutalen Wettbewerb stehen, „müssen“ wir da leider schweren Herzens mitmachen. Da siehts der Schiri nicht.
Gibt es jemanden bei Volkswagen, der sich mit den uigurischen Arbeitgebern solidarisiert, siehe Wert VI des Konzerns „Solidarity“? Klappt super mit der Selbstverpflichtung.
Ach Gottchen jetzt wird OHRBEIT schon wieder zeigefingerig, das will echt keiner hören, lieber zurück zu Homann!
Wenn du brav bist, dann gibt’s Schokolade!
Nach der Logik von Homans Wirtschaftsethik muss moralisches Handeln selbst ein Anreiz sein und sich in den Wettbewerb eingliedern, indem man entsprechende Anreize oder Strafen schafft.
Vereinfacht gesagt: Wenn du brav bist und dein Zimmer aufräumst, dann kriegst du Schokolade. Kinder sind ja so bestechlich, das klappt sicher mit Erwachsenen auch…
Ein Beispiel hierfür wäre der CO2-Emmissionshandel, funktioniert in Theorie super, sieht in der Praxis leider anders aus.
Gewinne maximieren: Wird gemacht
Kommen wir zum Schluss: Ist Wirtschaft und Moral vereinbar? Ja, in Theorie haben wir mit Homanns ökonomischer Wirtschaftsethik ein schickes Modell, das Wirtschaft und Ethik in ihrer jeweiligen Logik charmant verknüpft.
Aus dem Wachstum und der Profitgier folgt so ethisch erwünschter Wohlstand für alle.
Klappt doch super, oder? Alles was erlaubt ist, darf gemacht werden. Da sind wir in Bayern übrigens Spezialisten.
Jetzt aber husch, husch zurück an die Arbeit – Gewinne maximieren und den maximalen Eigennutz rausholen, als homo oeconomicus bleibt uns ja gar nichts anderes übrig… einfach nur brav an die (mangelhaften) Regeln halten – das ist so befreiend, wenn man als Individuum keine Verantwortung trägt.
Wir freuen uns auf den nächsten Part und maximieren jetzt mal maximal moralisch unsere Gewinne!