Vorteile von New Work unter der Lupe: New Work Saga Teil 3

Eigentlich ist new work nicht nur ein Mode- sondern auch noch ein Luxusbegriff. Frag doch mal einen Kassierer im Supermarkt, eine Malerin auf der Leiter, einen Grundschullehrer oder eine Polizistin: „Welche Vorteile hat für dich new work? Cool mit dem agilen Arbeiten von überall, oder?“
Ja, genau – willkommen in der Blase. Bevor wir aber als die Spielverderber dastehen, die mit Nadel in der Hand auf Bubble-Jagd gehen: Wir möchten new work, als eine Arbeit begreifen, die der Mensch wirklich, wirklich will und das betrifft dann alle Berufsbilder.
Es ist natürlich auch Luxus sich überhaupt fragen zu können was man wirklich will, aber das ist ein anderes Thema - ich schweife ab.
Wir wollen für euch in einer kleinen Serie den Begriff „new work“ und den Diskurs darüber beleuchten. Hyper, hyper!

Vorteile von new work - Buzzword-Bingo

Neuerdings spielen wir übrigens auf Arbeit ein Spiel: Jeder tippt vor den Kundenmeetings einen Zeitpunkt wann der werte Kunde das erste Mal „new work“ sagt.

Weitere Spielvarianten:
- Wie oft sagt der Kunde new work in den ersten zehn Minuten?
- Wie oft fällt das Wort remote & co-working space?
- Wieviel Geld hat der Kunde oder die Kundin bei Oldschool-Headhuntern versenkt ohne die passenden Kandidat*innen zu generieren?

Wer richtig tippt, der darf sich aus unserem Obstkorb die am wenigsten verschrumpelte Banane nehmen, dazu gibt’s ein frisches Glas Wasser.
Wir wollen euch gerne zum Mitspielen motivieren. Alle sind immer so ernst und busy, ab und zu können wir uns doch sagen: Ey, ist doch nur im Spiel! Aber das ist ein anderes Thema - ich schweife ab.

In diesem Artikel geht es um vermeintliche Vorteile von New Work, die sich bei genauerem Hinsehen als gar nicht so neu und toll entpuppen.
Oh Entschuldigung, jetzt ist mir wieder so ein langer Satz rausgerutscht. Das mag der Algorithmus gar nicht. Lesbarkeit und so… also nochmal. In kurzen Sätzen. In diesem Artikel geht es um vermeintliche Vorteile von New Work (PUNKT). Bei genauerem Hinsehen sind das keine Vorteile (PUNKT). Es gibt auch Nachteile (PUNKT). Wenn jemand nun (PUNKT) googelt, findet er dann diesen Artikel (PUNKT)?
Aber das ist ein anderes Thema - ich schweife ab.

Wir knüpfen jetzt an unseren Artikel Deep Work, New Work an. Hier kommen sechs vermeintliche Vorteile von New Work in hübscher Reihenfolge und langen Sätzen. Sind das jetzt Vorurteile oder Vorteile?

 

Vorteil 1
Im Home-Office gibt es weniger Ablenkung und Arbeitsunterbrechungen als im (Großraum)-Büro. New Work begünstigt also fokussiertes Deep Work.

Es fokussiert mich ungemein wenn meine dreieinhalbjährige Tochter aus dem Kindergarten nach Hause kommt und fröhlich durchs Haus krakeelt, mehrfach versucht während wichtigen calls die Tür zu öffnen und gerne mit mir Pinguin spielen will… es ist auch sehr deep work fördernd, wenn ein Neugeborenes schreit und einfach Bauchweh hat oder gerne n Milchsnack hätte… am deepsten ist es aber wenn deine Kleinkinder andere Kinder zu Gast haben und die Bude partymäßig abgefackelt wird’s, während du am Schreibtisch sitzt und eine Präsentation konzipieren musst…
Alle die Kinder haben: Hände hoch! Alle die schalldichte und schließbare Home Office-Bürotüren haben: Hände hoch… You name it! Alle die in einer teuren kleinen Großstadtbude mit ihren kids hängen flüstern leise: Bitte lasst mich ins Büro!

Für Menschen ohne Kinder mag es stimmen: Deep Work, absoluter Fokus und keinerlei Quatsch sondern vollständige Hingabe & Effektivität ohne nervige Unterbrechungen – klingt gut, fast wie in einer Fabrik, modern times!

 

Vorteil 2
New Work erlaubt auch im Rahmen eines festen Arbeitsverhältnisses längere Auszeiten für Selbstfindung und persönliche Entwicklung, etwa in Form von Sabbaticals.

Wenn man eine Auszeit macht, dann ist man raus – man arbeitet nicht und checkt auch nicht nur „einmal die Woche“ den Projektstatus des neuen interdisziplinären agile scrum Projekts.
Eine Auszeit sollte eine Auszeit sein, liebe new worker!

Positiv kann sein: Aufgaben können schneller übergeben werden, wenn man in agilen Teams kleinteilig arbeitet. Dafür ist auch alles kleinteilig getrackt und transparent. Das hat Vor- und Nachteile – bisschen easy machen und Rumhängen geht nicht, aber das würde keiner von uns je tun, denn das ist ja fast schon Planwirtschaft.
Kurz gesagt: Eine traditionelle Arbeitgeberin kann dir genauso ein Sabbatical ermöglichen, das wird immer üblicher. Wir denken: Sabbaticals haben nicht zwingend etwas mit New Work zu tun.

Vorteil 3
Das Arbeiten mit digitalen tools sorgt für mehr persönliche Freiheit und Flexibilität.

Das stimmt, die Flexibilität nimmt zu! Durch digitale tools können wir flexibel und unkompliziert von überall arbeiten, wo eine stabile Internetverbindung besteht. Aber resultiert daraus automatisch persönliche Freiheit? Die Kehrseite dieser tools wird selten erwähnt: Kontrolle.
Digitale tools tracken deinen lieben Vorgesetzten nämlich haargenau - Klick für Klick - was du machst, wann du es machst und wie du es machst. Deine Produktivität wird messbar. Der Kaffee auf dem Gang und der Smalltalk mit den Kollegen fällt weg.
Zigarettenpause (was ist das denn?): Getrackt. Pipi-Pause: Getrackt. Längere Mittagspause: Getrackt.
Die vermeintliche Freiheit und Flexibilität kann gegen dich verwendet, wenn du den vorgegebenen workload nicht schaffst.
Bisschen easy machen und rumhängen? Naja, eher so: Schnell die Wäsche rein, Meeting, kurz putzen, Videocall mit Kunden, Sport machen und dann zurück an den Schreibtisch… Klingt als hätte sich die Freizeit eher der Arbeit angenähert, als andersrum.
Aber hey: Bisschen easy machen und rumhängen ist auch schon fast Sozialismus.

 

Vorteil 4
Remote Work im Home-Office spart viel Zeit. Verspätete Züge oder Staus im Berufsverkehr fallen weg.

Remote-Arbeiten spart Zeit, das stimmt. Fraglos fallen Transit-Zeit und Pausenzeit mit den Kolleg*innen weg. Für unser Sozialleben kann das schade sein.
Sich auf Arbeit mal vergucken oder bisschen Knatter-knatter im Kopierraum? Gibts in einer remote company eher nicht – ob das schade ist? Geschmackssache!
Wichtig ist, dass diese „gesparte Zeit“(Gruß an dieser Stelle an die Agenten der Zeitsparkasse) nicht auf den workload und die Erwartungen draufgeschlagen wird.
Da kommt dein senior team lead Jürgen um die Ecke mit: „Da du jetzt zuhause arbeitest kannst du ja auch mal kurz am Abend…“
„Nein Danke, kann ich nicht!“ Wäre die stimmige Antwort, die echt schwerfällt.

 

Vorteil 5
Work-Life-Blending erlaubt eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.

Wenn wir mit Kindern zusammenleben oder in einer WG wohnen, dann kann die Verfügbarkeit zuhause für Gewissenskonflikte sorgen.
Wie jetzt, du hast nicht die Wäsche gemacht? Du arbeitest doch von zuhause!
Work-Life-Blending ist für Arztbesuche und Kindergarten klasse. Der zu dolle Mix aus Beruf und Privatleben kann uns aber auch unter Druck setzen.
Mehrere Hochzeiten gleichzeitig betanzen (1) ist schwierig, sagt der Alman. Wer zwei Hasen jagt, der fängt keinen, sagt die Ungarin (2). Am schönsten aber heißt es natürlich in Bella Italia: Man kann nicht gleichzeitig ein volles Fass und eine betrunkene Ehefrau haben (3).
Wie gut kannst du dich abgrenzen? Wie gut kannst du andere Dinge in deinem Zuhause ausblenden?

Ganz ehrlich: Mich stresst es wochenlang nur von zuhause zu arbeiten, weil ich gerne Dinge machen würde, mich aber die Arbeit bindet. Auch hier muss man aufpassen, dass sich die freie Zeit nicht plötzlich nach Arbeit anfühlt. Um die vierte Pseudo-Weisheit in diesem Absatz rauszuhauen: Good fences make good neighbours (3).

 

Vorteil 6
Stärkere Gemeinschaft im Team durch new work.

In einigen Artikeln über die Vorteile wird behauptet, dass new work trotz der de-zentralen Arbeitsweise zu einer stärkeren Gemeinschaft führt. Da new worker wirklich „zusammen“ an Aufgaben arbeiten, würde der Teamgedanke im Vordergrund stehen und nicht jeder für sich seine eigenen tasks abwursteln.
Ich frage mich, ob ein positives Teamgefühl nicht durch Sinnhaftigkeit der Arbeit, faire Bezahlung und Sympathie zwischen den Kolleg*innen entsteht. Hat das wirklich mit de-zentraler Arbeitsweise zu tun? Persönlich erlebe ich meine Mitmenschen intensiver im analogen Kontakt und erlebe in Teams ein Gemeinschaftsgefühl wenn wir analog zusammensitzen.

Digitale Kommunikation (Teams, Zoom, usw.) erlebe ich immer zielgerichtet, pragmatisch und aufgabenorientiert. Das kommt der Arbeit zugute, stärkt aber nicht das Gemeinschaftsgefühl. Gemeinschaft wird in den Zwischenzeiten und Pausen erlebbar, wenn es nicht nur um den Projektstatus geht.
Lässt du dich in der gleichen Weise auf Menschen ein, wenn du sie nur digital erlebst?
Die Zeit, in der wir bei OHRBEIT wegen Corona dauerhaft remote gearbeitet haben, hat mich von meinen Kollegen persönlich eher entfernt. Für mich ist eine gute Mischung aus persönlichem Kontakt und digitaler Zusammenarbeit stimmig.


Was das sind nur Vorurteile, ich habe keine Vorurteile… nur Consultants haben Vorurteile!

Du siehst an dieser persönlichen Auflistung, dass jeder so schön verkaufte Vorteil auch eine Kehrseite hat. Das neue Arbeiten ist für viele ein Segen, den es ohne Corona nicht so schnell gegeben hätte. Trotzdem ist nicht alles dope nur weil new work draufsteht!

via GIPHY

Wir freuen uns über jeden Menschen, der selbstbestimmt und kollegial eingebunden seinen täglichen Aufgaben nachgehen kann!
Mit ganz viel purpose natürlich… aber dazu ein andermal!
Und wenn jetzt deine Vorteile immer noch Vorteile sind, dann ran an die Arbeit und nicht vergessen: Ey, ist doch nur im Spiel!

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