Agilität und gesundes Arbeiten. Wer die blaue Pille nimmt, lebt in der Matrix.

Wenn GeschäftsführerInnen zum Typ „Blaue Pille“ gehören, wird es für das ganze Unternehmen schwer erträglich und kontraproduktiv!“

Wer kennt ihn nicht? Matrix, einen der größten oder wenn nicht sogar „der“ größte Science-Fiction-Klassiker der 90er.

Aber was haben der Film Matrix, Agilität und gesundes Arbeiten miteinander zu tun?

Agilität steht für mich für Mut, Reflexion, Diskurs, klare Rahmenbedingungen, gute Methoden und eine alle Seiten einbindende Moderation. Überdies soll Agilität Menschen zu einem fokussierten, produktiven und vor allem partizipatorischen Arbeiten begleiten.

Einem „gesunden“ Arbeiten, in dem Menschen nicht überhitzen oder ausbrennen, sondern iterativ und damit eigenverantwortlich ihr Arbeitsumfeld maßgeblich mitgestalten.

Als Arbeitgeber kann man diesbezüglich immer nur seinen Anteil einbringen, um Agilität und gesundes Arbeiten voranzubringen. Damit meine ich, eben genau die ehrliche und konsequente Einführung sowie die Fortsetzung agiler Arbeitsweisen.

Aber was müssen die MitarbeiterInnen einbringen, um in agilen Rahmenbedingungen Fuß fassen zu können?

 

Wie bringen wir Agilität und gesundes Arbeiten zusammen?

 

Die agile Arbeitsweise fordert von den Menschen heute mehr denn je ein hohes Maß an innerer Stärke und Stabilität. Diese benötigt man, um in der Reflexion auch mal eine gewisse Distanz zu sich und seinem Verhalten einnehmen zu können.

Denn die Metaebene kann Angst machen. Wer sich im System des Unternehmens und auch des Moments nicht sicher, sondern instabil fühlt, kann sich bei einem Blick von oben schnell in die Ecke gedrängt und bloßgestellt fühlen.

Und genau da ist man als agiler Coach besonders gefordert. Denn die Rahmenbedingungen und die Moderation entscheiden mit über den Erfolg von Gesprächen, Workshops, Retrospektiven oder Schulungen.

Neben den Rahmenbedingungen ist die Atmosphäre, die in einem Team herrscht, ein weiterer wichtiger Indikator. Aber wie kann man diese beeinflussen?

 

Ein Gefühl der Sicherheit macht eine Gruppe zu einem Team

 

Vor einigen Jahren las ich einen Artikel in der New York Times über die Forschungen von Google zum Thema psychologische Sicherheit in Teams. In dem Artikel “What Google Learned From Its Quest to Build the Perfect Team” wird beschrieben, was Teams resilient macht (Duhigg, 2016, S.20).

Mit dem Begriff psychologische Sicherheit ist die eigene Wahrnehmung gemeint, die Menschen an ihrem Arbeitsplatz beschreiben. Also das wahrgenommene Gefühl des Individuums, so da sein zu dürfen, wie er/sie wirklich ist.

Mit allen Schwächen, Ängsten, Stärken, Sorgen oder auch unkonventionellen Ideen. Diese Sicherheit ist das, was das Team groß macht, was ihm hilft, über sich hinauszuwachsen, um mehr zu erreichen als es der Einzelne je hätte vollbringen können.

 

Die funktionierende Gruppe ist wichtiger als die Expertise Einzelner

 

Auch die größten Experten können eben nicht ein unschlagbares Team werden, wenn es ihnen nicht gemeinsam als Gruppe gelingt, einander dieses Gefühl der Sicherheit zu geben.

Als agiler Coach versuche ich, psychologische Sicherheit durch eine Aura des Respekts, der Ehrlichkeit und einer hohen Präsenz mitzugestalten.

Momente des zwischenmenschlichen Unbehagens dürfen nicht unbeachtet bleiben oder gar übergangen werden. So kann Agilität und gesundes Arbeiten Hand in Hand gehen.

 

Die blaue oder die rote Pille für Agilität und gesundes Arbeiten? 

 

Aber was hat das Ganze jetzt mit dem Science-Fiction-Klassiker Matrix zu tun? In einer Szene fragt Morpheus, eine respektvolle väterliche Figur, Neo, den Protagonisten, ob er die blaue oder die rote Pille nehmen möchte.

Die Blaue bringt ihn zurück in die Matrix, eine rein virtuelle und surreale Welt. Damit würde sich Neos Hamsterrad weiterdrehen wie bisher.

Die rote Pille hingegen bringt ihn in die Wirklichkeit, also die reale Welt. Diese ist nicht immer gut und perfekt, sondern gespickt mit Herausforderungen.

Aber sie ist eben die ehrliche und ungeschönte Wahrheit.

 

Mutig oder feige?

 

Für mich sind Menschen, die zur blauen Pille greifen würden, die, die sich nicht damit auseinandersetzen können und wollen, was ihnen ihre Umwelt zurückmeldet.

Sie blockieren neben der psychologischen Sicherheit im Team/Unternehmen die eigene Weiterentwicklung. Sie sind in sich gefangen und müssen alles dafür tun, um ihre „heile blaue Welt, ihre kleine Matrix“ aufrechtzuerhalten.

Sie wollen Agilität und gesundes Arbeiten nicht voranbringen sondern alles so lassen wie es ist.

Doch gerade die agilen Arbeitsweisen, die sich seit den 90ern unaufhaltsam in immer mehr Branchen ausbreiten, benötigen Menschen, die sich mit Rückmeldungen anderer auseinandersetzen können und wollen.

Menschen, die Feedback an sich heranlassen, reflektieren und nicht wegwischen, um schnell wieder an der eigenen Matrix zu „programmieren“.

Ohne eine gemeinsame und ehrliche Reflexion ist agiles Arbeiten in Team und Unternehmen nicht möglich.

 

Die Geschäftsführung sollte ein Vorbild für Reflexion sein

 

Besonders toxisch ist es, wenn Geschäftsführer zum Typ „blaue Pille“ gehören. Wenn sich die Unfähigkeit zu reflektieren bis in das Management des Unternehmens durchzieht, wird es für das ganze Unternehmen unerträglich.

Aber woran liegt das?

Ich glaube, dass ein kleiner Teil in der Natur der Sache selbst liegt. Um ein Unternehmen aufzubauen, muss man eine Vision haben, dazu stehen und mit Kraft vorangehen.

Mit diesem Charisma nimmt man Menschen mit auf die Reise und verleiht ihnen und dem Unternehmen Flügel. Stetige Selbstreflexion ist hier schwer möglich und vermutlich eher hinderlich.

Wenn aber nicht nach einer gewissen Anfangsphase auch eine Reflexion des eigenen Verhaltens stattfindet, und eine Auseinandersetzung damit, was man bei Anderen durch sein Handeln auslöst, ist das Unternehmen aus meiner Sicht massiv im Wachstum und seiner Beständigkeit blockiert.

Wo kommen die Konsequenzen eines solchen Verhaltens besonders zum Tragen?

 

Reflexionsfähigkeit im Management kann Fluktuationskosten senken

 

Der Mangel an Fachkräften ist seit Jahren sehr präsent. Über eine konstruktive Reflexion der Ursachen für den Weggang ehemaliger Mitarbeiter könnte man aus meiner Sicht viel lernen.

Natürlich nur, wenn man im Management bereit und in der Lage dazu ist. Vor einigen Jahren sprach ich mit einer Geschäftsführerin darüber, dass in letzter Zeit so einige sehr fähige KollegInnen das Unternehmen verlassen hätten.

Ich schlug vor, hier nach den Ursachen zu forschen, um der Gefahr des Weggangs des aktuellen Personals entgegenzuwirken.

Mein Vorschlag wurde sofort abgetan. Eine hohe Fluktuation sei im Beratungsumfeld gang und gäbe und man liege statistisch gesehen im Durchschnitt, so die Antwort.

 

Ausreden nicht gelten lassen!

 

Für eine solche Haltung habe ich absolut kein Verständnis. Die MitarbeiterInnen, die wir beschäftigen dürfen, sind die Besten und Wertvollsten, die wir gerade haben.

Ohne sie ist ein Unternehmen Schall, Rauch, leere Räume und ungelebte Prozesse. Die Fluktuationskosten für Kündigungen, samt Recruiting und neuem Onboarding, liegen statistisch gesehen um die vierzigtausend Euro (businessinsider.de).

Wer da nicht auf die wahren Gründe für den Weggang der nun ehemaligen MitarbeiterInnen schaut, verbrennt aktiv und gewissermaßen vorsätzlich Unsummen.

Vermutlich ist gerade an diesem Punkt im Management so mancher Unternehmen die Abneigung oder Feigheit für Selbstreflexion so groß, weil der Weggang maßgeblich etwas mit der Führung zu tun haben könnte.

Reflexion braucht nicht nur die Stabilität des Einzelnen, sondern auch Mut. Mut, sich sein Verhalten oder auch das seines Unternehmens anzuschauen und daraus Schlüsse zu ziehen, um dann konsequent gegensteuern zu können.

 

Agilität und gesundes Arbeiten benötigt ein: Raus aus dem Hamsterrad!

 

Die Welt ist hochkomplex und volatil. In einer so herausfordernden Zeit wie der heutigen ist Selbstreflexion als Mensch und als Management eines Unternehmens unerlässlich.

Agilität und gesundes Arbeiten kann eine Lösung sein. Wer sich dem verweigert, sitzt in der Matrix und gestaltet dort das Klein-Klein und sein Hamsterrad, aber ganz sicher nicht die Zukunft.

 

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